Das Tanzende Haus
Wie eine Tänzerin im Kleid, die sich an einen Herrn mit Hut kuschelt: Und doch ist es ein Haus. Das tanzende Haus (Tancici dum) ist eines der neuen Wahrzeichen der Stadt.
Die Prager nennen das Gebäude übrigens auch Ginger und Fred, weil es mit seiner geschwungenen Linienführung an die großen Tänzer Ginger Rogers und Fred Astaire erinnert.
Mutige Architektur
Es war eines der ersten modernen Gebäude, das in der noch jungen Demokratie entstand. Im Jahr 1996 wurde der wellige Bau an der Moldau fertig gestellt. Die Architekten Vlado Milunić und Frank O. Gehry, der schon zahlreiche ähnlich geschwungene Bauten umgesetzt hat, sind Vater dieser Haus-Idee.
Wer davor steht, sieht direkt, dass das Gebäude etwas Besonderes ist. An der Ecke besteht es aus zwei lehnenden und zugleich dynamischen Türmen, welche das tanzende Paar symbolisieren. Die Betonstelzen ragen über den Gehweg bis an die Straße. Im zweiten Teil des Hauses sind die Fenster versetzt angeordnet, so soll der Kontrast zu den Umgebenden Gebäuden, die zwei Etagen weniger bei gleicher Höhe haben, kaschiert werden.
Das Tanzende Haus sollte auch ein Symbol seiner Zeit werden mit seiner dekonstruktivistischen Architektur. Kritiker befürchteten seinerzeit, es passe überhaupt nicht zur Umgebung im Jugendstil. Im Nachhinein muss man sagen: Das Gebäude wurde ein Symbol der Moderne und Hoffnung in der damals noch jungen Republik.
Die Geschichte: Der Dissident und der Architekt
Seit der Bombardierung 1945 klaffte an dieser Stelle an der Jiráskuv Most eine Lücke. Das benachbarte Haus stand schon seit 1900, es wurde von Vaclav Havel (dem Großvater des späteren tschechischen Präsidenten) gebaut. Die Familie Havel lebte dort, so kam es, dass in den 1980er Jahren der noch unbekannte Dissident mit dem angesehenen Architekten Vlado Milunić über ein Kulturzentrum an dieser Stelle diskutierte.
Nach der samtenen Revolution stand der damalige Dissident an der Spitze des Landes und die Idee wurde wieder aufgegriffen. Die Versicherungsgesellschaft Nationale-Nederlanden (seit 1991 ING Bank) hatte mittlerweile das Gelände erworben und engagierte neben Milunić den Architekten Frank Gehry, die zusammen das Gebäude aus zwei Teilen planten, einem statischen und einem dynamischen.
Gut essen, gut blicken, gut schlafen
Im Erdgeschoss des Tanzenden Hauses gibt es eine Galerie, die sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Talente zu finden, auszustellen und zu verkaufen. Die Ausstellungen wechseln regelmäßig, wer also zeitgenössische junge Kunst sehen möchte, sollte hier vorbeischauen.
Oben im Haus befindet sich ein Restaurant, passenderweise trägt es den Namen Ginger & Fred. Es ist gehoben, modern und kunstvoll in seinem Stil und seiner Küche. Dazu kommt die Aussicht auf die Prager Burg und die Kleinseite, die einfach großartig ist. Weiter oben gibt es noch die Glassbar mit einer kleinen Terrasse, von der man die Aussicht genießen kann.
Außerdem befindet sich im Tanzenden Haus ein schön ausgestattetes Hotel. Wer möchte, kann also seine Unterkunft in einer zentralen Sehenswürdigkeit buchen.
Hinkommen
Metro Karlovo námestí (B), Straßenbahn Jiráskovo námestí (14,17)
Jiráskovo námestí 1981/6, 120 00 Praha 2